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Bei der Planung des diesjährigen Weihnachtsessens war Finderspitzengefühl gefragt, wurden früher mehrere Gänse in den Kachelofen gesteckt, das lokale Rotkraut aus dem eigenen Garten mit Apfelstücken (auch aus dem eigenen Garten) in einem großen Topf gar gekocht und die Klösse aus alten Semmeln oder Spätzle aus Eiern vom nahe gelegenen Bauernhof hergestellt. Heute stehen motivierte Weihnachtsköche vor einer Vielzahl an Herausforderungen.
Früher war alles besser
Intolleranzen übernehmen die Planung
Die Schritte dorthin ähneln allerdings einem Spießrutenlauf par Excellence.
Geladen waren:
- Ute (OcoLctoPescatorier)
- Ruth (Diabetikerin mit Magenproblemen)
- Uwe (trockener Alkoholiker)
- Paula (Vegetarierin)
- Pierre (Veganer mit Glutenunverträglichkeit)
- Horst (Laktoseintollerant & Nussallergie)
Von Suppen oder Vorspeisen
Hauptgang – oder was willste essen?
Durch die Vegetarier und Veganer fällt der Hauptgang mit der Gans ja ohnehin weg, stattdessen Fisch?
Nix da, wir haben ja nur einen OctoLactoPescatorier Ute am Tisch, der Veganer würde ohnehin bei Fisch toben … Schade, denn die Gans stammt nicht aus dem polnisch-sprachigen Euro-Raum, sondern vom Bio-Bauernhof um die Ecke, ich sah sie bereits laufen und habe auch mit Ihr gesprochen – sie hieß Gustav.
Der Rotkohl geht natürlich, aber bitte nicht mit Rotwein abschmecken, denn Uwe ist trockener Alkoholiker und darf keine Spuren von Alkohol, auch nicht verdampft zu sich nehmen. Die Apfelstücke passen, da sie biologisch angebaut und regional in Deutschland geschält sind. Prima, passt theoretisch dazu … wenn der Rotwein ich wäre … und die Briese Zimt, die die nötige Raffinesse bringt hat bestimmt für den Einen oder Anderen Gast einen zu hohen Cumarinwert.
Sündigen bei der Nachspeise
Die Nachspeise stellt eine zusätzliche Herausforderung dar, es sollte eigentlich mal international werden. Hierzu suchte ich eine leckerere selbstgemachte Panna Cotta mit Nuss-Splittern auf einem Früchtespiegel aus. Doch das ging ja mal gar nicht, denn Sahne oder Pudding geht ja wegen dem Veganer nicht. Da dort viel Zucker verarbeitet ist kommt Ruth als Diabetikerin gar nicht mit dem Nachtisch klar. Horst als Laktoseintollerater kommt mit dem Laktat nicht zurecht und hat zudem eine Nuss-Allergie. Durch Ihr Alter hat Ruth leider einen übersäuerten Magen, weswegen der Fruchtspielgel besser nicht zum Einsatz kommen sollte …
… das war nun das Weihnachtsmenue
Nunja, also habe ich das Menue komplett umgestellt und angefangen mit einer klaren Suppe aus Hefeextrakt-freier Brühe, zur zweiten Vorspeise eine Portion Dinkel-Spaghettini mit Hafersahne, Bio-Tomatenmark und gebröckeltem Bio-Tofu, GMO-frei versteht sich.
Zur Hauptspeise dann das Seitanschnitzel mit Hafersahne und getrockneten Steinpilzen aus nachhaltig regionalem Anbau mit wenig Kontakt zu dem Regen aus Tscherobyl. Nachspeise ist es fdann der Chia-Pudding mit frischen Blaubeeren aus der Region Lüneburger Heide geworden. Ich versicherte mich vorher, dass die Blaubeeren nicht im Wald, sondern in einer geschützten Kultur mit verantwortungsvollem Wirtschaften hergestellt worden sind.
Keine Gans, kein Rotkohl, keine Klösse, keinen Wein – adé Du schöne Weihnachtszeit …
… ich geh dann morgen alleine ins Restaurant, da gibt’s Gänsebraten ohne Kompromisse – guten Appetit.
(Die Namen und das Weihnachtsessen sind reine Fiktion und haben keinerlei Parallelen zu Personen oder Umständen im realen Leben)